Hard Touching (1995)

Die Zeichen sind schnell gesetzt. HK ist ein Moloch, ein Babel, ein Sündenpfuhl per se, indem Sex, Gewalt und Drogen, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge regiert. Alles ist im Grunde schmuddelig, wie die Überbleibsel einer Party, die längst zu Ende, jetzt nur noch der schlechte Rausch und die miese Luft und der Müll überall vorhanden ist. Eine Abschreckung für jeden dort Wohnenden und auch für den Tourismus, wobei hier kurz vor dem Handover zurück an China scheinbar das Leben in der Stadt selber auch schon am Ende ist. Selbst die Polizei ist fern von Anstand und Moral und gibt sich statt der Aufklärung oder gar Vermeidung von Verbrechen lieber den Nikotinabusus und dem Glücksspiel hin. Ausnahme: Der Neuling im Revier, der nach seiner Versetzung von der SDU hin zum CID und in die Rolle des Vorgesetzten wechselt, als Vorstand einer besseren Altherrenriege, die ohne Disziplin, ohne Kondition, ohne Inspiration, Aspiration, ohne Willen und Wollen und Wissen überhaupt an die 'Arbeit' geht. So werden die Gesetzeshüter, die schon lange kein mehr waren, erstmal wieder auf den Pfad der Tugend zurückgebracht und auch getrimmt, womit man dann mit besseren Voraussetzungen – und einem Kofferraum voller Schusswesten – auch in den Kampf gegen die Kriminellen geht, wie einer zur Schießerei ausufernden Drogenrazzia auf einem Schrottplatz, inklusive selbstgebauter Brandsätze.
Auch hierbei ist man nicht richtig B-Action, auch wenn man gen Ende mit einigen Explosionen und recht gelungenen Munitionshagel im Graffitibesprühten Abrisshaus formal dieser Zugehörigkeit entspricht. Sondern irgendwo ein verfallenes Zwischending, gefangen im kleiner gewordenen Zuspruch des Publikums, dass folgerichtig wenig Möglichkeiten zur Finanzierung bedeutet; und wirkt man ab und an nach vorne und nach Höherem schielend und dann wieder abgrundtief schmuddelig und sexuell exploitativ. [Produziert hat u.a. Uniden Investments Limited und Magnum Films Limited, also die Herrschaften um Danny Lee, welche u.a. auch für
Informer,
Internal Affair,
Juvenile Delinquency,
City Maniac und
Death Rim zuständig waren.] Dazwischen drei adrette, mode- und körperbewusste Herren, die auch darum wissen und entsprechend sicher im Selbstbewusstsein auftreten, ein beschauliches Haus am Meer, dass als Rückzug von all dem Gräuel da draußen herhält, und als abschreckendes Beispiel schlechthin ein niederträchtiges und brutales Exekutionskommando, dass sich richtiggehend in Gewalt suhlt und final entsprechend seine Antwort, ausgetragen mit Schusswaffe und Schwert erhält.
Plus ein wenig Romanze, ein kleiner Blick auf das Soziale in der Gegend, das im Grunde schon zum Himmel stinkt, dann der explosive Polizeifilm, der sich mit dem schießwütigen Triadenkino überschneidet und dieses konfrontiert; Regisseur Cheng hat dies, wie damals üblich und begehrt, mit der Kamera viel im Nebel und in der Schräglage, im kippenden Modus und auch mit Farbfilter, bis hin zur Entbleichung und Bläulichkeit, fast so wie ein Vorläufer vom
Too Many Ways to be Number One (1997) gedreht. Damals das große inszenatorische Ding, siehe auch
The Killer Has No Return (1996), von dem man zum Glück schnell wieder abkam, und heutzutage eine vergessene und nicht vermisste Modeerscheinung ist. Sowieso war 1995 ein seltsames Jahr, die großen Leute entweder schon in Rente oder im Ausland, bevorzugt den USA hin und weg, und hat man sich ansonsten noch ein wenig zurück in das Wiederaufkochen von Traditionen, aber auch ein wenig vor in die möglichen neuen Herausforderungen der ungewohnten politischen Lage und der immer stärker aufkommenden Internationalen Ware statt den einheimischen Produkten orientiert.