Woody Allen

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Con Trai
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Café Society (2016)
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In alphabetischer Order diesmal die Darsteller aufgereiht, so weit reicht die Rangordnung, die Hackordnung, nicht nur ein oder zwei oder drei Namhafte in der Besetzungsliste, sondern derer mehrerlei, eine ganze Riege, eine Fußballmannschaft quasi, 2-3-5-1, oder 3-2-2-3-1, je nachdem, wer Trainer ist und wer die Richtung weist. Dabei sind die Damen hier oft bekannter als die Herren der Mannschaft, das war schon oft so bei Allen, eher der schönen Geschöpfe wie Stewart hier und Lively zugeneigt, dort die Faszination erkennend, das Besondere, in Hollywood der Dreißigern spielt das offen, die Zeit des Luxus, die Zeit des Verderbens, Affären überall, große Männer, große Frauen, kleine Angelegenheiten.

Eine Party war am Steigen, ein teurer Telefonanruf, ein Erzähler, ein junger Mann mit vielen Träumen, mit einem Ort dies zu erfüllen. Nicht umsonst wird es auch Traumland genannt, Land der unbegrenzten Möglichkeiten, vom Tellerwäscher zum Millionär, hier als Period Pice über eine besondere Kunstform gehalten, schon viele Aufstiege vor sich, noch mehr kommend, bis heute am Blühen und Anhalten, die Faszination von Kamera an und festgehaltenen Film. Viele Leute werden eingangs gefilmt, fast ein Gangsterfilm, soviel wuseln hier herum, auch mal eine Prügelei im Hinterhof, krumme Geschichte, ohne dies geht es nicht. Eine erste Absage folgt zugleich, der junge Mann kommt aus New York, er will nicht in Kalifornien bleiben und warten, seit drei Wochen schon, er drängt, er will etwas tun, er will einen Job, er will nichts mit Zementgruben zu tun haben, nichts mit Skeletten im Wandschrank, mit Toten im Keller, er will zum Film. Zwischendurch wird Konversation gemacht, Kommunikation, Smalltalk, ein Drängen und ein Abwehren, viele Dinge falsch, viele Dinge wrong.

Spielerischer wird hier umgegangen mit der Szenerie, der Kinofilm, der Gangsterfilm, der Liebesfilm, plötzlich Tote in den Straßen, in denen der Hauptstadt zumindest; in Hollywood werden währenddessen die Flaschen einsam und alleine gelehrt, die Dates abgesagt, die Meinungen geändert. Manchmal wird zu viel und zu oft geredet, zu viel gesagt, manchmal wird illusioniert, manchmal desillusioniert, manchmal den falschen Leuten das Falsche zur falschen Zeit erzählt.

Eine Einstellung erinnert stark an Manhattan, auch eher später als früher, es wird über die Liebe, über das Glück referiert, wird sich bald selber, dann aber alleine in der High-Society bewegt, bald mit einer Frau an seiner Seite, bald mit zweien, wird sich durch die edle Gesellschaft einmal quer durch amüsiert, Eisenberg übernimmt schon lange die Führung, "You people are pushy", Veränderungen treten ein, Menschen im Barbiersalon erschossen, später gibt es wieder die Zementgrube für einen armen Unglückseligen, selbst die Kamerafahrten und der Erzähler erinnern an Scorsese, bis sich die Vergangenheit mit der Gegenwart trifft, ein unliebsames, ein überraschendes Treffen eher, eines, auf das man verzichten könnte. Die Zeit geht weiter, es gibt kein Zurück mehr.
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I like most of what Steve McQueen has been doing and I think Eastwood has a chance.“
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Con Trai
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To Rome with Love (2012)
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Für Allen-Verhältnisse ist der Film relativ lang, eine Viertelstunde mehr als üblich etwa, sonst die anderthalb Stunden im Blick, hier etwas mehr. Auch hier werden die Darsteller in alphabetischer Reihenfolge aufgeworfen, derart viele Stars sind es jetzt, Damen der Gesellschaft wie auch die Herren, es ist nicht bloß Benigni und Allen, es ist ein Ensemblefilm, mit einem Verkehrsunfall wird begonnen, falsch gelenkt, falsch den Verkehr am Fließen gehalten, der Polizist sieht alles, er ist der Erzähler, auch der Verursacher des Unfalls, er war abgelenkt. Ein Römer und eine New Yorkerin treffen sich zufällig, es folgt bald mehr, der Sommer geht schnell vorbei aber, es wurde nur angedeutet, eine nächste Liebesgeschichte schon am Blühen.

Die Darsteller helfen der Zuordnung, es wird viel aufgefahren, das ganze Büfett, hin- und her gereist, Allen spielt hier ausnahmsweise auch mal wieder selber mit. Politik wird kurz diskutiert, zur Sprache gekommen, Kommunismus und Anarchismus, die verschiedenen Weltanschauungen, die teuren Hotels in Augenschein genommen, die Attraktionen für die Touristen, viele sind nervös her, manche reisen mit dem Zug, andere mit dem Flugzeug, Frauen haben andere Sorgen als die Männer, Wegbeschreibungen ist undeutlich und verwirrend, Baldwin spielt mit, ein erfahrener Geschäftsmann, ein Bekannter der Stadt, gut gealtert, attraktiv, er trifft auf Eisenberg, noch nicht gealtert, nicht attraktiv, kleine Begegnungen, kleine Begebenheiten, Erinnerungen werden nachgehangen, neue gemacht, Erlebnisse von heute, die dann zu Erinnerungen werden, jetzt oder gleich oder in 30 Jahren. Viel von der Stadt wird gezeigt, auch die Innenbauten, die Wohnungen, die Hotelzimmer, die Öffentlichkeit und die Intimitäten.

Mal geht es raus aus der Stadt, schöne Bilder findet man immer noch, grün bepflanzt, das Talent gezeigt und verschwendet, das Naturtalent gezeigt und gleichzeitig zurückgehalten, der Kunst gehuldigt und sie verspottet, mal nacheinander, mal zeitgleich, das Es-, Ich-, Über-Ich-Modell, "Unter der Dusche kann jeder gut singen.", psychologische Termini herausgedrückt, eine spinnerte Geschichte gesponnen, wie gewonnen so zerronnen, dazu Macht als Aphrodisiakum, auch der Regen wird geliebt hier, "dekadenter Schwachsinn", ein Leben im Kreise, rein in der Kiste, raus aus der Kiste, im Auto wird gevögelt, in der Wohnung nicht.
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Radio Days (1987)
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Hier von MGM präsentierter und noch vom alten Orion Pictures distribuierter (oder umgekehrt) Film über die guten alten Tage des Radios statt des Fernsehens oder gar Kinos, wobei das letztere gar nicht so das übel war, das erstere schon eher als Verkümmerung der Menschheit gesehen wurde, als Fesselung im Ohrensessel, die Couchkartoffeln halt. Die Geschichte beginnt vor einigen Jahren, ein Einbruch während der Abwesenheit eines Ehepaares, beide sind in den Lichtspielstätten, ein Gewinnspiel unterbricht das Verbrechertum, ein Glücksspiel per Telefon, ein Ratespiel," Guess that tune", zwei von drei Melodien erkennt man, die dritte auch zugleich. Eine Anekdote wird geboten, eine Art Sketch, "Ich liebe alte Radiogeschichten", "Jetzt ist alles vergangen; außer den Erinnerungen", der Erzähler ist Allen selber, er verklärt seine Kindheit, er würdigt ein Medium, dass sonst meist nebenbei läuft, als Muzak, als Berieselung, Menschen und Orte werden vorgestellt:

Edle Kulissen, obwohl man sie durch das Radio nicht sieht, Hörspiele werden geboten, in Live-Aufnahmen, "On the Air", eine Art liebevolle Sitcom auch, die Ausführung einer Handvoll Sketche, eine Familiengeschichte, eine Individualgeschichte, eine Schallplatte im Kopf, viel Personal, viel Konstellation, "Wirklich sehr komisch.", ein Haufen Figuren, "Du hörst ja auch immer Radio!", eine gemütliche Wohnung eigentlich, arm, aber glücklich, viele wohnen zusammen. Eine alte Verbrechergeschichte wird geboten, sich in die Fantasie verloren, in die Verlockung einer anderen Welt, als maskierter Rächer verkleidet, in Gedanken zumindest, etwas Politik auch eingewebt, das Herz ist voller Gram, vieler lieber zu Hause dem Radio gelauscht als draußen gespielt, schlechte Sitten, falsche Träume, faule Gewohnheiten; eine Streiterei mit dem Rabbi entbricht, in Impertinenz.

Voll ist das Zuhause, wird viel gesessen und gekocht und getratscht und geklatscht, die Kamera wie in einer Sitcom aufgestellt, die Pointen fast ähnlich, auf Timing abgezielt. In einer Kulisse wird gelebt, gedämpftes Licht, viele Schwestern, viele Ehemänner, viele weitere Angehörige, mal auf diese, mal auf jene geblickt. Vorbereitungen für die Witze wird geboten, für den Humor, mal auch etwas Tragik eingespielt, eine Autofahrt im Nebel beim ersten Rendezvous, es wurde kein direktes Jahr eingespielt, es wird "Krieg der Welten" allerdings und dessen interplanetarische Interpretation angespielt, man kann sich das Datum demnach ausrechnen, der Rest sind frühere und spätere Episoden, ein Period Piece.

Klasse statt Masse, prägnante Szenen, Farrow und Wiest verfolgt, auf unterschiedlichen Wegen, Fleiß und Hartnäckigkeit In Leichtigkeit und Kleinigkeit, ein Amüsement voller Lautstärke und doch im Stillen; "nach einer gewissen Zeit ist alles vergangen.", eine Melancholie, ein früher war alles besser, ein es wird jedes Jahr schwächer und schwächer.
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The Purple Rose of Cairo (1985)
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Das Leben ist bescheiden, es ist ärmlich, es ist traurig, sie ist ein Träumerlein, eine hilflose Figur, etwas trottelig, sie geht wieder und wieder ins Kino, immer noch in den gleichen Film, der verschiedene Szenen zeigt, dann wird sich hineinbewegt, hineingeträumt, in einem besseren Leben gelebt, der Hauptdarsteller tritt aus der Leinwand heraus, die anderen Darsteller können das nicht, eine versucht es, sie stößt sich an der Leinwand, sie ist gefangen, die Kinofiguren streiten sich um ihre Auftritte, um wessen Geschichte das ist, der Film interaktiv, es wird aus dem Film in die Realität statt umgekehrt geflüchtet; auf die Idee muss man erstmal kommen, das ist ungewöhnlich, abstrus, absurd, surrealistisch. Ein Vergnügungspark wird besucht, wo aber nichts los ist, es ist Nebensaison, alles ist Leer, keine Besucher, kein Publikum, nur Träumerei, eine Illusion, das Land ist in einer Krise, der Mann aus dem Film ist verliebt, er will die reale Welt kennenlernen, eine Liebesgeschichte erzählt, eine Doppeldeutigkeit und Doppelbödigkeit, der Unterschied zwischen Fakt und Fiktion auf mehreren Ebenen, zwischen Sein und Schein, zwischen Schizioidität und Schizophrenie, zwischen dem Kintopp und dem Dasein. Drei Hauptpersonen werden genannt, eine Dreiecksbeziehung geboten, das Geschehen macht seine Runde, die Presse und die Polizei ist aufgeregt, RKO wird informiert; das Problem erinnert an What’s Up, Tiger Lily? (1966), wo Allen einem fremden Film zu seinem eigenen macht und ihn umschneidet, sich fremden Eigentums bedient.

Nach Hollywood wird auch geblickt, von New Jersey erzählt, von Fatty Arbuckle wird erzählt, die Zeche geprellt, das wirkliche Leben ist anders als das auf dem Großbildschirm, es wird zurück in den Vergnügungspark geflüchtet. Man küsst und liebt sich ohne Abblende, für den Schauspieler kein Unding, nur schwer zu verstehen, für die Frau beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, ist sie doch eigentlich verheiratet, sie ist nur jetzt verliebt, die Hormone sprießen und sprühen, der Verstand wird abgeblendet, ihre Moralität stört, sie selber verzweifelt daran, ein schwieriges Problem, eine doppelte ménage à trois, selbst der richtige Darsteller und die Produzenten werden informiert, ein "absolutes Chaos", Doppelgängertum wird geboten, ein zum Leben erwecken, in verschiedener Gemeinsamkeit; jetzt wird selbst der Ehemann misstrauisch, "Das ist alles so verwirrend." Eine abstrakte Lebensfigur, ein Schaffen, eine Erfindung, Daniels spielt die Doppelrolle blendend, die Presse wird ruhig gestellt, Allen findet selbst für die Krise perfekte Bilder, ein Austattugs-und Ausstellungstück sondergleichen, ein Film im Wort und Bild, ein Boxkampf in einer Kirche geboten, in Slapstickmanier, Aiello als Raufbold. Inspirationen werden bereitgehalten, Instruktionen, dekorativ bis in das Kleinste, ein magischer Glanz, eine einsame heldenhafte Größe präsentiert. Dabe steht das Cinema Variety hier mehr für das Theater, wo der Schauspieler auch von der Bühne ab und in den Zuschauerraum kann, während die anderen Darsteller diesem ihre eigene Meinung sagen und umgekehrt, zudem ist ein weiterer der Figur in einem anderen Bundesort plötzlich mit Textproblemen 'gesegnet', im Film selber geht das ohne Live-Aufnahme nicht, es wird von vornherein ausgeschlossen, im Theater ist es das Lampenfieber, was ausbricht.

Eine zweite Frau wird mit der Wiest eingebracht, ein Puff, ein besseres Bordell, vom psychischen zum physischen ("Wo hast Du denn en Clown her?"), es wird über das Wunder der Geburt nachgedacht und geredet, im Freudenhaus, immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen, allerdings steht die Treue (aus Liebe) hier ganz oben; ebenso wie Daniels damals ganz oben war, ein gutaussehender Charmeur, in schwarzen Komödien, in Spionagethrillern, heute nur noch Dumm und Dümmer, und die Fortsetzung. Leider verlässt Farrow als gegenüber nie die Rolle der verhuschten Frau, man weiß nicht, was die Männer an ihr finden, vom Aiello vielleicht mal abgesehen; eine Semantik wird arrangiert, mal Zelluloid im Hirn, mal "Ich liebe Dich" sehr schnell gesagt. Das Geld steht thematisch auch oft im Raum, bei verschiedenen Gelegenheiten, passend zur Ära, später geht es doch in die Copacabana, in die bessere Illusion, wo die Papierscheine noch etwas Wert haben, wo gefeiert wird, es gäbe es kein Morgen, ein Morgen ohne Sorgen, eine Anarchie wird gefeiert, eine Freiheit, ein Schaumbad voller Schneeflocken und sprudelndem Champagner, ein magischer Glanz, der Projektor am heiß laufen, "Liebe auf den ersten Blick", ein fauler Trick.
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Julio Sacchi
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Re: Woody Allen

Post by Julio Sacchi »

Die neueren Filme hab ich nicht mehr geguckt, Whatever Works war einfach zu schlimm.

Radio Days und Purple Rose mochte ich auch nicht. Ich glaube, Allen hat mir am Besten gefallen, sobald er sich Bergman anzunähern versucht hat. Another Woman, Husbands and Wives, Crimes and Misdemeanors...
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Re: Woody Allen

Post by Con Trai »

Julio Sacchi wrote: Tue Jun 24, 2025 6:03 am Another Woman
Hab ich zum Glück bei den (Nach)Käufen mit drin, über Hackman.

Café Society fand ich okay, sieht gut aus, es hat die Stewart und ist wie gesagt bisschen Mini-Scorsese.
To Rome with Love sieht auch gut aus, und Baldwin als Kommentator kommt gut.
Midnight in Paris ist eigentlich nichtig, an den Kassen aber abgegangen wie doof, hab ich gesehen.
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