Woody Allen

JimmyPage
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Woody Allen

Post by JimmyPage »

Manhattan Murder Mystery mal wieder im Player gehabt. Bei mir ein kleiner Klassiker. Die ganze Detektivgeschichte ist Nonsens pur. Woody spielt den Angsthasen mit einer Freude. Keaton haut als seine Frau, die als Hobbydetektiv neu erblüht, die Butter vom Brot. Zach Braff taucht kurz als Sohn auf. Dazu noch Angelica Huston als pokernde Schriftstellerin, die ein Auge auf Woody geworfen hat :lol: . Alan Alda ist verliebt in Keaton und Ron Rifkin schaut auch vorbei.

8,5/10 Angstperlen auf der Stirn
JimmyPage
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Re: Woody Allen

Post by JimmyPage »

Bananas

Das ist kein richtiger Film, sondern ne skurrile Witzeparade, die Woody als Produktetester zeigt. Da er keinen Schlag bei Frauen hat, geht er in die Bananenrepublik San Marcos und hilft Putschisten. Man wähnt sich öfters bei Nonstop Nonsens. Dazu gibt's ne Abrechnung mit der US,-Politik, der Berichterstattung und der Arbeitswelt.

Streckenweise sind die Gags übelst lustig (der Kauf des Pornohefts oder die Rechnung beim Essen des Diktators) aber auch einfach nur behämmert.

Da er nur knapp 80Minuten geht, hab ich den gerne geguckt.

7/10 Bananenvideos
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Con Trai
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Re: Woody Allen

Post by Con Trai »

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Con Trai
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Re: Woody Allen

Post by Con Trai »

Manhattan (1979)
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Lose Blattsammlung, ein paar Gedanken, Wortfetzen, Schlagwörter, Kommunikation und/oder Interaktion, Sprechen mit sich selber und mit den Wänden. Eine Liebeserklärung an die Stadt oder doch nur den Stadtteil, ein Schweifen in der Vergangenheit oder doch in der Moderne, Vergötterung und Idealisierung, romantische Ansichten, Kitsch oder Tiefschürfend, Predigt oder Zerfall. Erstes Kapitel: Bilder für die Ewigkeit. Wahrheit oder Träumerei. Anekdotisch und neurotisch.

Vor einem Problem steht man bald, vor mehreren gleich, eine Wohnungssuche, dem Kaputtmachen einer Ehe, dem Kaputtmachen einer Affäre, körperliche Manifestationen und geistige Seelenverbindungen, zum Mann wird Allen ausgerechnet in Beziehung zu seinem Kind, nicht vorher, nicht nachher, nicht im Wochenendfeuilleton, erst als Vater. Im Weltraum spaziert man später herum, vorher war man noch in New York, Schattenspiele vor dem Saturn, Diane Keaton übernimmt die weibliche Hauptrolle, andere wie Streep oder Hemingway werden recht an die Seite gedrückt, spielen keine Rolle mehr, machen zwischenzeitlich einen abwesenden Eindruck, sie werden verdrängt und abgespeist, vertröstet, analytisch begutachtet, mit zweiten und dritten Rollen verflucht.

Hervorscheinen tun dafür der gravierende Altersunterschied, die allgemeine Bigamie, der Running Gag mit Philadelphia, die Angst des Mannes vor der Peinlichkeit und der Erfüllung und Enthüllung der Frau, auch vor zu viel Verantwortung, dem Suchen nur nach kurzer Befriedigung, und abgesehen davon: die erhöhten Mieten in der Stadt, in den Wohnungen, der Wandel der Metropole, in dem Wandel der Menschen, jetzt schon, ein Vorgeschmack auf später, es wird nicht ruhiger, es wird nicht preiswerter oder gar billiger. Allen bzw. Gordon Willis bewegt die Kamera zuweilen gar nicht, er hält sie ruhig, lässt die Menschen sich bewegen, der Großstadtrummel, das unruhige Innenleben, die interstellare Perversion, die verschiedenen Beziehungen, Anfänge und Beendungen. Fehler, die man vorher macht und hinterher bereut, wie üblich.
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Con Trai
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Re: Woody Allen

Post by Con Trai »

Der Stadtneurotiker - Annie Hall (1977)
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Bewährtes Team um einen herum, ein Witz als Einleitung, vorgetragen vor der Kamera, eine Metapher, eine Wiederholung, Groucho Marx wird erwähnt, das Alter angesprochen, Annie Hall erwähnt, viele Identifikationen. In Brooklyn ist man hier, nicht in Manhattan, es wird erklärt und aufgeräumt mit den Gedanken, eine Jugenderinnerung, ein Erwachsener Mann sitzt zwischen Kinder in der Schulklasse, das Gute und das Schlechte in den Menschen gesehen. Der Freund rät zum Umzug nach Kalifornien, das nun auf gar keinen Fall. Viel verschiedene Drehbuchfassungen existieren, Co-Autor Brickman wird mit dem Arbeitstitel Anhedonia (=die Unfähigkeit, Freude zu empfinden) zitiert, eine erste Schnittfassung mit 140 Minuten, in der Keaton nur kleine Auftritte hatte, später das Visier darauf, zusätzlich mit Ähnlichkeiten zwischen dem Realen und dem fiktiven Leben, die Kritiken vollkommen unterschiedlich.

Mysteriöse Treffen werden hier geboten, Bergman läuft im Kino, 2 Minuten hat man verpasst schon, dafür werden andere Ansichten gehört und abgelehnt, eine Menschenschlange bewegt sich nicht nach vorne, man hört alles mit, man bekommt alles mit, popkulturelle Referenzen, die vierte Wand durchbrochen, eine Interpretation, ein Standpunkt, eine Philosophie, die Trennung längst geschehen, hier in der Rückblende gezeigt, im Nachhinein. Der Frau nimmt man (im Deutschen) den Titel weg, dem Mann weist man ihn zu, ein Verqueren der Umstände, es dreht sich um sie, er ist bloß der Begleiter für einen Augenblick, mal der Gegenpol, mal der Mitstreiter, oft eine Verallgemeinerung. Schnelle Schnitte hier zuweilen, die Kamera von Willis ruhig, diesmal die Personen begleitend, Verschwörungstheorien als Entschuldigung für verwaisten, verweigerten, vergeigten Sex, zwischendurch hat man eine Küche voller Hummer, eine chaotische Beziehung, es wird in die Vergangenheit gereist, Dimensionen übersprungen, einander vorgestellt, eine halluzinatorische Reise. Frühere Ehefrauen werden 'versucht', frühere Liebhaber, eine Reduktion auf psychoanalytische Analogien, mal wird auch auf die Therapeuten und deren Meinungen eingegangen, oft unterschiedliches gesprochen, Anschlüsse gesucht und vermieden, es werden Einladungen ausgesprochen.

Verändern tut sich die Dramaturgie, nichts mehr mit Friede, Freude, Eitelkeiten, wird sich gegenseitig und fremd analysiert, wieder Sinatra auftauchend, in Gedanken zumindest, "Liebe vergeht", popkulturell ist man hier noch deutlicher, sexuell auch, feindseliger auch, offensiver im Gebaren. Die Frau, das unbekannte Wesen, die Liebe hier verständlicher, nicht überlastet, die Trennungen schmerzvoller, konzentrierter, fokussierter, selbst eine Tour aus der Komfortzone hinaus nach Los Angeles gibt es hier, die Bequemlichkeit verlassen, hinein in den Trubel einer anderen Großstadt.
Last edited by Con Trai on Thu Jun 19, 2025 7:21 am, edited 1 time in total.
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Julio Sacchi
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Re: Woody Allen

Post by Julio Sacchi »

Mag die beide sehr, Manhattan vielleicht noch mehr, weil Gershwin so ne große Rolle spielt und der Film so sensationell toll aussieht; den Altersunterschied find ich allerdings mehr als grenzwertig.
Mich wundert immer wieder, dass es nie ein großes Thema war, dass When Harry Met Sally in weiten Teilen den Klassiker und Oscar-Abräumer Annie Hall einfach nur kopiert hat.
Mein Lieblingsfilm von Allen ist übrigens Crimes and Misdemeanors.
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Con Trai
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Re: Woody Allen

Post by Con Trai »

Manhattan sieht fan-tas-tisch aus.
Dein Tipp notier ich mir, den hab ich glaube gar nicht. Viel ist auf Prime, für die Anderen vielleicht interessant, etwas mehr als ein Dutzend hab ich mir zugekauft.
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Sylvio Constabel
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Re: Woody Allen

Post by Sylvio Constabel »

Con Trai wrote: Thu Jun 19, 2025 7:17 am Viel ist auf Prime, für die Anderen vielleicht interessant ...
Nö. :mrgreen:
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Con Trai
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Re: Woody Allen

Post by Con Trai »

Geh Angels 2 gucken.
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Sylvio Constabel
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Re: Woody Allen

Post by Sylvio Constabel »

Habe ich doch schon gemacht. :angel:
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Con Trai
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Re: Woody Allen

Post by Con Trai »

Julio Sacchi wrote: Thu Jun 19, 2025 6:56 am Mein Lieblingsfilm von Allen ist übrigens Crimes and Misdemeanors.
Bestellt.
Nochmal :thumbup:
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Con Trai
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Re: Woody Allen

Post by Con Trai »

Midnight in Paris (2011)
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Akustisch und visuell verschiedene Eindrücke prasseln auf den Zuschauer ein, Paris von seiner besten Seite aus gehalten, von unten, von oben, aus dem Zentrum, auf das Zentrum, die breiten Straßen, die kleinen Gassen, den Eiffelturm im Blick, die vielen Steigungen und Treppen, die vielen Brücken, die Seine, die Kunst und die Museen. Auch hier ist eine Liebe spürbar, nicht so innig für Manhattan, nicht so ganz verzaubert, nicht so ganz romantisiert, selbst bei schlechtem Wetter aber, beim Dunkel der Nacht, Midnight in Paris.

Eine Vorstellung möchte verteilt und geteilt werden, die Frau zieht nicht mit, ein Treffen steht an, mit Mum & Dad, für einen Kurztrip ideal, für die Ewigkeit nicht geschaffen, die andere Familie frankophil eingestellt, es werden schnell Beleidigungen ausgetauscht, nicht böse gemeint, aber so aufgenommen. Gemeinsamkeiten werden geplant und ausgetauscht, ein Paar will nach Versailles, der andere nicht, keine Geschichte, aber ein Detail erzählt, Wilson hier als Hollywood-Schreiberling, der sich niemals an echter Literatur versucht hat, der aber höhere Ansprüche an sich und das Leben hat. Also geht es nach Versailles, es wird ein paar mit seiner Intelligenz und Intellektualität geprahlt, man ist unterschieden in der Auffassung, vom Schreiben und dem Wohnen, Wilson würde gerne in den Zwanzigern und dies in Paris leben, es wird hopp genommen, als Nostalgiker betrachtet, als Schwachstelle, man trifft seine Achillesferse, es werden lieber stumm die vielen Kunstwerke angeschaut, es wird ein Irrtum aufgeklärt, es geht um die Ehefrau und die Geliebte von Rodin, also Allgemeinwissen, hinten ist weiterhin der Eiffelturm zu sehen. Viel getrunken wurde auf diversen Feiern, ein Pärchentreffen, bald nicht mehr zu viert, bald zu dritt, er klinkt sich aus, er strebt einen Spaziergang an, durch eine fremde, ihm aber an eng an das Herz gewonnene Stadt.

Viel schwadroniert wird plötzlich, mit Hemingway, eigentlich bräuchte man einen Notizblock dafür, zum Mitschreiben, es wird diktiert, es wird zugehört, nichts aufgeschrieben, nichts infrage gestellt, einfach so hingenommen, als Abenteuer aufgenommen. Allen entlockt Wilson aber keine neuen Szenen, anders als zuvor Wes Anderson in seinem Erstling Bottle Rocket (1996) schon, er kannte und kennt Wilson besser, kann ihn anders inszenieren, er wirkt hier als typischer Amerikaner, als jemand aus seinen Filmen; "Geben wir uns etwas Kultur.", so ähnlich sind auch die Witze, es wird philosophiert, es wird inspiriert, es wird spioniert, es wird partizipiert. Die Kulissen sind schwelgerisch, eine Lieblingsepoche wiederauferstanden lassen, meistens in der Nacht, "Künstler sind wie kleine Kinder", ein Tourist auf Ausflug, in Träumerei, in seiner eigenen Kunstform, ein Gang in seinem Gehirn, treppauf, treppab, es wird auch typisch wieder viel über Sex geredet, nicht gezeigt, nur darüber gesprochen, auch wie eine Kunstform, dazu weitere Cameo, manchmal weiß man nicht den Weg entlang. Mal geht es hinaus aus der Stadt, auf das Land, das sieht aus wie Sanssouci, das ist wie Klein-Paris, wie in Klein-Frankreich, ein Subplot mit einem Krimi gibt es auch noch, ein Privatdetektiv angeheuert, er soll observieren, einem Defätisten gefolgt, einmal an der Seine entlang; Paris mit weichem, mit stummen s natürlich. Pari. Achso: Das schöne Covermotiv sieht man so nie.

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Hexer
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Re: Woody Allen

Post by Hexer »

Mag die Woody-Filme auch. Leider viel zu wenige gesehen.
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Nahaufnahme
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Re: Woody Allen

Post by Nahaufnahme »

Con, Du hast ja schon einige Billos mit JRM ertragen, daher meine Empfehlung, zählt zu meinen Woody-Top 5 (von denen Du bereits zwei gesehen hast), aus der späteren Phase, in London gedreht, der untypischste von allen Allen-Filmen: MATCH POINT (2005), mit ScarJo und Rhys Meyers - schöner waren sie nie.
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Con Trai
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Re: Woody Allen

Post by Con Trai »

War einer der ersten Titel, die mir was sagten und gekauft wurden, mangels Streaminganbieter. JRM liegt selber auch noch herum, The Survivalist gegen Malkovich und The Good Neighbour. Wifelike hatte ich auch vor. Zeit halt. Black Butterfly mit Banderas hat Sylvio mal positiv erwähnt, glaube ich.
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