Der deutsche Film - womöglich doch gut?
- Julio Sacchi
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?
Der Film ist wirklich furchtbar.
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?
Vor ein paar Wochen erwischte ich auf einem Kanal MANNEQUIN 2, den ersten Teil kenne ich nicht, der zweite ist grässlich und da gab es eine Schaufensterpuppe, die einen ähnlichen Zweck erfüllte. Mit drei Bösen namens Rolf, Egon und Arnold in Spandex!!!
Rolf, Egon und Arnold
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- Sylvio Constabel
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?
Rheingold
Fatih Akin ist schon ein Meister seines Fachs. Auch hier zimmert er wieder einen Film zusammen, der einen direkt packt und nicht mehr losläßt. Wahnsinnig gut gespielt, flott und energiegeladen. Geiler Film.
PS: Selbstverständlich habe ich keine Ahnung, wer dieser Xatar eigentlich ist. Ich weiß, Savs Boiler kocht schon wieder über ...
Fatih Akin ist schon ein Meister seines Fachs. Auch hier zimmert er wieder einen Film zusammen, der einen direkt packt und nicht mehr losläßt. Wahnsinnig gut gespielt, flott und energiegeladen. Geiler Film.
PS: Selbstverständlich habe ich keine Ahnung, wer dieser Xatar eigentlich ist. Ich weiß, Savs Boiler kocht schon wieder über ...
Xatars Weg vom Ghetto an die Spitze der Musik-Charts ist so dramatisch wie abenteuerlich: aus der Hölle eines irakischen Knasts kommt Giwar Hajabi Mitte der 80er Jahre als kleiner Junge mit seiner Familie nach Deutschland und landet ganz unten. Möglichkeiten gibt es, aber Hindernisse noch viel mehr. Vom Kleinkriminellen zum Großdealer geht es ganz schnell. Bis eine Ladung verloren geht. Um beim Kartell seine Schulden zu begleichen, plant Giwar einen legendären Goldraub.
- Julio Sacchi
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?
Den kenn ich nun wieder
Film ist gut!

- Sylvio Constabel
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?
Ein Fest fürs Leben
Gesehen. Höchst sympathisch Crew unter Führung von Herbst. Schnittige Dialoge und ein paar echt gute Lacher aber dennoch ernsthaft wenn geboten und nachdenklich wenn benötigt. Gefällt mir ziemlich gut.
Gesehen. Höchst sympathisch Crew unter Führung von Herbst. Schnittige Dialoge und ein paar echt gute Lacher aber dennoch ernsthaft wenn geboten und nachdenklich wenn benötigt. Gefällt mir ziemlich gut.
Wenn es um den schönsten Tag im Leben eines Paares geht, sind die Wünsche oftmals größer als das Budget. Hochzeitsplaner Dieter (Christoph Maria Herbst) hat die widersprüchlichen Vorstellungen seiner Kunden satt und möchte am liebsten alles hinschmeißen. Ein letzter Auftrag soll den krönenden Abschluss bilden: die Traumhochzeit von Leonie (Mira Benser) und Lasse (Ulrich Brandhoff) in einem malerischen Schloss. Wie immer hat Dieter alles bis ins kleinste Detail durchgeplant. Alles ist bereit für das perfekte Hochzeitsfest. Doch bevor Freudentränen und Champagner bei den Gästen fließen, laufen die Vorbereitungen schon vollkommen aus dem Ruder: Der sturköpfige Ersatz-Sänger Steve (Marc Hosemann) treibt Dieters Assistentin Jella (Cynthia Micas) zur Weißglut, Fotograf Marcel (Jörg Schüttauf) ist mehr am Buffet interessiert als an seinem Job und Aushilfskellner Florian (Johannes Allmayer) ist unglücklich in die Braut verliebt. Händeringend versucht Dieter mit allen Mitteln, die Katastrophen von der Hochzeitsgesellschaft fernzuhalten und sein bedingt harmonisches Team ist plötzlich zur Improvisation gezwungen, die das Hochzeitsfest ins perfekte Chaos stürzt ...
- Julio Sacchi
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?
Find den ja auch ganz charming und viel sympathischer als alle anderen deutschen Klamotten der letzten zehn Jahre, aber ein bisschen mehr Wahnsinn hätte ihm schon gut getan; ist ja eher episodisch als ein Chaos-Crescendo.
- Sylvio Constabel
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?
Ja gut, vielleicht. Ich dachte zum Beispiel, die Szene mit dem "Finanzbeamten" eskaliert richtig.
Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?
SCHWARZER KIES / BLACK GRAVEL
(1961, Helmut Käutner)
Käutner inszeniert den Schautzplatz des Geschehens - ein westdeutsches Provinznest in der Nähe eines US-Militärstützpunkts - als moralisch kontaminiertes Niemandsland zwischen Aufbruchsstimmung und Hoffnungslosigkeit, in dem sich Besetzte und Besatzer in Sachen Gier und Korruption nichts nehmen, ob nun auf den postapokalyptisch anmutenden Baustellen oder in der Dorfkneipe, in der einheimische Töchter wahlweise für Bares oder die Aussicht auf eine bessere Zukunft mit amerikanischen Gestrandeten und deutschen Perspektivlosen anbandeln. Käutners Begeisterung für das US-Kino seiner Zeit findet in der von Heinz Pehlke geschulterten Kamera Ausdruck, die - rastlos wie die von ihr fotografierten Figuren - Gesichter aus dem Schatten herausseziert und durch eine Geschichte scheucht, der es an Genre-Archetypen aus Übersee nicht mangelt (Ingmar Zeisbergs Femme Fatale, Wolfgang Büttners beide Seiten ausspielender Opportunist). Toll dabei ist, wie organisch und präzise SCHWARZER KIES aus diesen importierten Elementen einen ganz authentischen Kommentar zu deutschen Nachkriegsbefindlichkeiten entwickelt und deutsch-amerikanische Machtverhältnisse, den immer noch latent in der Bevölkerung schlummernden Antisemitismus wie auch die diffuse Bedrohung aus dem Osten gleichermaßen ins Auge fasst.
Dass sich die Ereignisse gegen Ende etwas überstürzt entfalten, ist der einzige echte Makel dieses spannenden und bedrückenden Films. Dem geht im letzten Akt die dokumentarische Strenge ein wenig abhanden, er gleitet (zugegebenermaßen auch wieder im Geiste seiner Vorbilder) ins allzu Melodramatische ab, um Käutners Gleichnis Nachdruck zu verleihen: Mit den Leichen begräbt der Kies auch die Schuld, um darauf ein fragwürdiges Fundament für einen Neuanfang zu errichten.
(1961, Helmut Käutner)
Helmut Käutner, der sich in den 40ern und 50ern als unauffälliger, aber kommerziell erfolgreicher Regisseur von altmodischen Literaturadaptationen und Gesellschaftsdramen verdingte, destilliert in SCHWARZER KIES aus trister Nachkriegsrealität eine echte deutsche Noir-Erzählung - und das in einem Land, das aneckenden Stoffen bis dato wenig Platz bot. Das mit zahlreichen unbekannteren Darstellern (allen voran Helmut Wildt in der großartig schmierigen und doch irgendwie Mitleid erregenden Hauptrolle) besetzte Werk stellt tatsächlich so eine Art Brückenschlag zwischen bleiernem Trümmerfilm und bitterböser Räuberpistole nach amerikanischem Vorbild dar und nimmt damit bereits einige Jahre zuvor den provokativen Gestus des Neuen Deutschen Films vorweg, auch wenn es von den Wegbereitern desselbigen vornehmlich Häme erntete.A West German trucker who illegally sells black gravel reunites with a former lover, now married to an American.
Käutner inszeniert den Schautzplatz des Geschehens - ein westdeutsches Provinznest in der Nähe eines US-Militärstützpunkts - als moralisch kontaminiertes Niemandsland zwischen Aufbruchsstimmung und Hoffnungslosigkeit, in dem sich Besetzte und Besatzer in Sachen Gier und Korruption nichts nehmen, ob nun auf den postapokalyptisch anmutenden Baustellen oder in der Dorfkneipe, in der einheimische Töchter wahlweise für Bares oder die Aussicht auf eine bessere Zukunft mit amerikanischen Gestrandeten und deutschen Perspektivlosen anbandeln. Käutners Begeisterung für das US-Kino seiner Zeit findet in der von Heinz Pehlke geschulterten Kamera Ausdruck, die - rastlos wie die von ihr fotografierten Figuren - Gesichter aus dem Schatten herausseziert und durch eine Geschichte scheucht, der es an Genre-Archetypen aus Übersee nicht mangelt (Ingmar Zeisbergs Femme Fatale, Wolfgang Büttners beide Seiten ausspielender Opportunist). Toll dabei ist, wie organisch und präzise SCHWARZER KIES aus diesen importierten Elementen einen ganz authentischen Kommentar zu deutschen Nachkriegsbefindlichkeiten entwickelt und deutsch-amerikanische Machtverhältnisse, den immer noch latent in der Bevölkerung schlummernden Antisemitismus wie auch die diffuse Bedrohung aus dem Osten gleichermaßen ins Auge fasst.
Dass sich die Ereignisse gegen Ende etwas überstürzt entfalten, ist der einzige echte Makel dieses spannenden und bedrückenden Films. Dem geht im letzten Akt die dokumentarische Strenge ein wenig abhanden, er gleitet (zugegebenermaßen auch wieder im Geiste seiner Vorbilder) ins allzu Melodramatische ab, um Käutners Gleichnis Nachdruck zu verleihen: Mit den Leichen begräbt der Kies auch die Schuld, um darauf ein fragwürdiges Fundament für einen Neuanfang zu errichten.
Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?
Äh das liest sich ja großartig.
Weiß nicht, ob dass tatsächlich dem Film geschuldet ist oder den tollen Sätzen, die du findest.
Weiß nicht, ob dass tatsächlich dem Film geschuldet ist oder den tollen Sätzen, die du findest.
The awkward moment when you get in the van and the old man has no candy.
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?
Beides!
Danke, Munin, dass Du SCHWARZER KIES vorstellst, ich wusste nicht, wo der reinpasst oder wie zu beschreiben. Ein wirklich ungewöhnlicher Film, den ich erst vor ein paar Wochen das erste Mal bei TCM (Turner Classic Movies) gesehen habe (bei meinem Freund, dem Frisör von Moldys Oma in Florida), dort vorgestellt in der Reihe Film Noir. Eigentlich unfassbar, der Film wurde 1961 erst aber 18 Jahren freigegeben (erst 1990 ab 16 Jahren), und nach der Uraufführung
Danke, Munin, dass Du SCHWARZER KIES vorstellst, ich wusste nicht, wo der reinpasst oder wie zu beschreiben. Ein wirklich ungewöhnlicher Film, den ich erst vor ein paar Wochen das erste Mal bei TCM (Turner Classic Movies) gesehen habe (bei meinem Freund, dem Frisör von Moldys Oma in Florida), dort vorgestellt in der Reihe Film Noir. Eigentlich unfassbar, der Film wurde 1961 erst aber 18 Jahren freigegeben (erst 1990 ab 16 Jahren), und nach der Uraufführung
Seit 2009 ist der Film wieder in einer ungekürzten Fassung zu sehen. Die Rezeption war 1961 überwiegend negativ, der Film floppte an der Kinokasse. Noch schlimmer:legte der Zentralrat der Juden in Deutschland Verwahrung gegen den Film ein und erstattete Strafantrag gegen Regisseur Käutner, Herstellungsleiter Ulbrich sowie Ufa-Chef Theo Osterwind. Aufgrund einer Szene, in der ein ehemaliger KZ-Häftling als Bordellwirt dargestellt und als „Saujud“ beschimpft wird, warf der damalige Generalsekretär des Zentralrats Hendrik van Dam dem Film antisemitische Inhalte vor. Käutner bezeichnete die Vorwürfe als Missverständnis, da er durch die Szene vor aufflackerndem Antisemitismus warnen wollte. Obgleich andere jüdische Organisationen van Dam für sein Vorgehen kritisierten und die Staatsanwaltschaft Düsseldorf bekanntgab, nicht in Sachen Schwarzer Kies zu ermitteln, wurde die beanstandete Passage aus dem Film entfernt.
Ich kann mich auch nicht erinnern, dass SCHWARZER KIES jemals im deutschen Fernsehen lief, dagegen liefen in meiner Kindheit und Jugend zahlreiche UFA-Filme aus der Nazi-Zeit bei ARD und ZDF. Es scheint mir außerdem der einzige Film Käutners zu sein, der ohne Stars auskommt, aus der Besetzung war mir nur Ernst Jacobi bekannt, der allerdings eine sehr kleine Rolle hat und den ich nur an der Stimme erkannte.Der anlässlich der 8. Westdeutschen Kurzfilmtage Anfang 1962 verliehene „Preis für die schlechteste Leistung eines bekannten Regisseurs“ ging zu gleichen Teilen an die Käutner-Filme Schwarzer Kies und Der Traum von Lieschen Müller. Die Jury „Preis der Jungen Filmkritik“, so wurde mitgeteilt, habe sich nicht darüber klar werden können, welcher der beiden Filme der schlechtere sei.
Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Ich weiß auch nicht, woran die sich gestört haben, der Film ist im Geiste ja nun weitaus näher an Fassbinder und co. dran als an irgendwelchen Heimatfilmen, vielleicht war er ihnen formal noch zu klassisch amerikanisch. In vergangenen Jahren hat man ihn u. a. als Teil eines “verlorenen Jahrzehnts” beschrieben, das trifft es vielleicht ganz gut:
Our sense of German film history is founded largely upon the prewar masterpieces by Fritz Lang, F. W. Murnau, and G. W. Pabst, and then the iconoclasm of the New German Cinema directors of the 1960s and ’70s, such as Rainer Werner Fassbinder, Alexander Kluge, Wim Wenders, Margarethe von Trotta, and Volker Schlöndorff. Less well-known are the films produced after the fall of the Third Reich and before the signing of the Oberhausen Manifesto in 1962, which jump-started a new kind of national cinema. Closer inspection of this in-between period reveals a wealth of eclectic and innovative filmmaking, featuring established masters (like Lang and Robert Siodmak) returning to Germany to conclude their careers, foreign directors passing through, and under-recognized talents (such as Helmut Käutner) reinventing the genre film. This series, presented in collaboration with the Locarno Film Festival and the Goethe-Institut, spotlights this rich, unsung, and fascinating period and its exceptionally diverse body of films, capturing a generation’s effort to newly define German identity.
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?
Das habe ich auch gedacht, die Dialoge sind deutlich anders. Käutner hat mit DES TEUFELS GENERAL und anderen Erfolgen eigentlich schon immer etwas anderes gemacht als die Géza von Cziffras. Käutners Co-Drehbuchautor Walter Ulbrich schrieb mit ihm vorher u.a. UNTER DEN BRÜCKEN und hat später die legendären TV-Mehrteiler DIE SCHATZINSEL und DER SEEWOLF allein verfasst.